Das Projekt für einen Naturpark Baselbiet kommt in die entscheidende Phase. Ende Januar 2022 wurde die Neuauflage eines regionalen Naturparks den Medien präsentiert, vor einem Jahr erfolgte die Gründung des Trägervereins. An dessen erster Jahresversammlung letzte Woche wurde der aktuelle Stand des Managementplans vorgestellt, der von der Forschungsgruppe Tourismus und nachhaltige Entwicklung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) erarbeitet wird. Eine Viertelmillion Franken für den Managementplan. Das Dossier des Managementplans dient als Grundlage für die Einreichung des Gesuchs des Kantons ans Bundesamt für Umwelt (Bafu) im ersten Quartal 2025. Die Kosten dafür belaufen sich auf eine Viertelmillion Franken, die der Verein durch die Unterstützung vieler Gemeinden, von Kanton, Stiftungen, Firmen und Institutionen zusammenbekommen hat. Das Dossier ist in die vier Bereiche Projektmanagement und Kommunikation, Wirtschaft, Natur und Landschaft sowie Bildung und Kultur gegliedert. Diesen untergeordnet sind zahlreiche einzelne Projekte und Handlungsfelder.

Florence Brenzikofer, die den Trägerverein Naturpark Baselbiet präsidiert, möchte keinen Themenbereich priorisieren. Sie erwähnt aber speziell den Schwerpunkt Wald und Burgen, wofür Baselland bekannt ist. Diese beiden Themenbereiche wurden daher als Positionierung für den neuen Naturpark bestimmt. „Als Pädagogin und Lehrerin sehe ich im Bereich Bildung und Sensibilisierung grossen Handlungsbedarf.“ In der Vielfalt an Vorhaben würden weitere Schwerpunkte gesetzt, sie befürchte keine Verzettelung.

Der Trägerverein zählt derzeit 23 Mitglieder. Er ist politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich breit abgestützt. Mindestens die Hälfte sind Vertreterinnen und Vertreter von Oberbaselbieter Gemeinden, dies ist eine Vorgabe des Bafu. Auch kritische Stimmen werden ins Boot geholt. Anders als beim ersten Projekt vor 15 Jahren hat man laut Brenzikofer auch die kritischen Stimmen ins Boot geholt. „Auch im Vorstand diskutieren wir immer wieder kontrovers“, erzählt die 48-Jährige. Manchmal gebe es „sehr anstrengende Sitzungen“, diese helfen jedoch, ihre Ansätze und Vorgehensweisen anzupassen und zu schärfen. Sie alle möchten dasselbe: „Wir engagieren uns fürs Baselbiet, wollen die Sichtbarkeit unserer Schätze erhöhen, die Identität stärken und unserer Region einen Nutzen bringen durch den Naturpark.“

Über 50 Ortschaften – alle Dörfer der Bezirke Sissach und Waldenburg sowie talabwärts bis nach Liestal, Frenkendorf und Arisdorf – liegen im möglichen Parkperimeter. Ihre Gemeindeversammlungen werden im Dezember dieses Jahres darüber entscheiden, ob ihre Kommunen sich am regionalen Naturpark beteiligen sollen. Finanziell bedeutet das: jährlich drei bis sieben Franken pro Einwohnerin und Einwohner, fällig ab 2026. Dies hängt davon ab, wie viele Dörfer Parkgemeinden werden.

Naturpark könnte 2029 in Betrieb gehen. „Die Gemeinden kostet das zwar etwas, aber der Mehrwert ist langfristig höher. Es kommt das Drei-bis-Vierfache zurück in die Region“, weist Florence Brenzikofer auf bestehende Wertschöpfungsstudien anderer Parks hin. Der monetäre Anteil der Gemeinden am Naturpark dürfte gut 20 Prozent betragen, derjenige des Kantons gegen 20 Prozent. Die Hälfte stammt vom Bund, den Rest muss der Naturpark selbst erwirtschaften. Für die Präsidentin des Trägervereins ist klar, dass nun viel Überzeugungsarbeit nötig ist. An Mittagslunches in Waldenburg, Liestal, Sissach und Gelterkinden soll ein Austausch mit Gemeindevertretungen stattfinden. Organisationen und Private können sich an weiteren öffentlichen Veranstaltungen über den Naturpark kundig machen.

Die Fläche eines Naturparks darf zwar Löcher aufweisen, muss aber zusammenhängend sein und mindestens 100 Quadratkilometer aufweisen. Drei Jahre werden benötigt, um den Naturpark Baselbiet zu errichten. Er gilt während dieser Zeitspanne als „Kandidat“, Projekte können jedoch umgesetzt werden. Verläuft dies alles erfolgreich, stimmt die Bevölkerung 2028 nochmals über den Naturpark ab, und das Bafu prüft, ob alle Bedingungen erfüllt sind. So könnte der Park 2029 seinen Betrieb aufnehmen.

Ein Naturpark ist weder Naturschutzgebiet noch Nationalpark, sondern eine Gegend mit hohen Natur- und Landschaftswerten, wo Menschen leben und arbeiten. Er bringt keine zusätzlichen Einschränkungen oder Verbote. Die Schweiz zählt momentan 20 Parks, davon 17 regionale Naturparks. Der Naturpark Thal und der Jurapark Aargau befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Der Naturpark Baselbiet soll die Lücke zwischen ihnen schliessen.

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