Giesskanne, Staubsauger, Puppenstubenmöbel, Velo, Hose, Handy-Display – das sind nur einige Gegenstände, die im «Reparierkaffi» in Gelterkinden erfolgreich geflickt werden konnten.

Es ist schön, mitanzusehen, wie sich Besucherinnen und Besucher beim Kaffi draussen im Hinterhof freuen, wenn sie ihr kaputtes, aber lieb gewonnenes Stück funktionstüchtig zurückerhalten. Das «Repair Café» in Gelterkinden ist eines von 173 in der Schweiz, die dritte Ausgabe fand am vergangenen Samstag statt,
die vierte ist schon geplant und wird im nächsten Frühling stattfinden. Diese Reparaturveranstaltungen bieten dem Ressourcenverschleiss und den wachsenden,
sich meistens im Ausland türmenden Abfallbergen die Stirn. Leider lassen sich nicht alle Geräte gleich gut und einfach flicken. Wir wissen aus unserem Alltag, wie kurzlebig Smartphones oder Drucker heutzutage sind, und wir machen selber die Erfahrung, dass ein Neukauf vermeintlich billiger und einfacher ist.
Zahlen belegen, dass lediglich 59 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer ein digitales Gerät reparieren lassen. Gründe dafür sind hohe Reparaturpreise, fehlendes Wissen oder schlicht der Wunsch nach einem moderneren und schnelleren Modell. Was viele nicht wissen: Neben Digitalgeräten sind teilweise auch Haushaltsmaschinen so konzipiert, dass sie nicht reparaturfähig sind und für sie auch keine Ersatzteile existieren. Für die Hersteller ist dieses Geschäftsmodell mit der sogenannten «geplanten Obsoleszenz» attraktiv, da sie den Absatz steigern können. Für die Umwelt und die Konsumentinnen und Konsumenten sieht die Bilanz aber anders aus. Entsprechend sind in den USA und auch in der EU seit einigen Jahren Bestrebungen im Gange, die Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten zu verlängern. Die Schweiz hingegen zögert seit Jahren. Immerhin will der Bundesrat bis Ende 2022 endlich ein Massnahmepaket zur Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft präsentieren. Es wäre wichtig, dass die Hersteller für ihre Produkte künftig eine minimale Lebensdauer von fünf Jahren garantieren müssten oder dass jene Schlitzohren, die ihre Produkte absichtlich nach einer gewissen Zeit kaputt gehen lassen, für ihre Dreistigkeit zur Kasse gebeten würden. Ohne langlebigere Produkte wird es schwierig, den CO2-Ausstoss zu senken.
Deshalb werde ich diese Woche im Nationalrat einen Vorstoss einreichen, der diesem Treiben ein Ende setzen soll. Wir alle haben ein Interesse an langlebigeren Produkten. Dies wurde auch in Frankreich erkannt, wo das absichtliche Verkürzen der Lebensdauer von Produkten seit 2015 mit einer Busse bestraft wird.
Bis die Politik nachzieht, braucht es die vielen privaten Initiativen umso mehr. Dank der genialen Idee des «Repair Cafés» haben wir im Oberbaselbiet eine simple und
für alle leicht zugängliche Möglichkeit, unsere Sachen von Profis flicken zu lassen. Geben wir unseren Geräten eine zweite Chance – ich garantiere Ihnen: Reparieren
bereitet doppelte Freude und schont das Portemonnaie.

PDF herunterladen