Volksstimme vom 1. Oktober 

Der Bundesrat schlägt Alarm: Es drohen magere Jahre, in denen das Geld überall fehlt und um jeden Rappen gefeilscht wird. Im Strassenbau sieht es jedoch anders aus: Für den gigantischen Ausbau der Autobahnen sollen unglaubliche 5,3 Milliarden Franken investiert werden, darunter auch der Rheintunnel in Basel. Mehrere Beton-Großprojekte im ganzen Land bedrohen Grünflächen, Familiengärten, Kulturland oder natürliche Lebensräume unwiederbringlich.

Diese Projekte entstammen der Vergangenheit, wo mehr Platz für Autos das Stauproblem lösen sollte. Doch der induzierte Verkehr zeigt: Jede Straßenerweiterung führt langfristig zu mehr Stau, weil bei erhöhter Kapazität auch der Verkehr zunimmt. Am Ende sitzen mehr Menschen im Stau als zuvor. Städte weltweit haben diese Lektion gelernt, doch Basel-Stadt wird dies schmerzlich erfahren, wenn der Rheintunnel gebaut wird. Dabei gehen wertvolle Grünflächen verloren, etwa durch die Verkleinerung der Dreirosenanlage und die Zerstörung von über 150 Familiengärten in Birsfelden und Muttenz.

Mehr Autos auf den Straßen bedeuten auch einen Anstieg der CO2-Emissionen, was den Klimazielen von Bund und Kanton widerspricht. In einer Zeit, in der der Klimawandel bekämpft werden muss, wäre ein Autobahnausbau der falsche Schritt. Statt den Verkehr zu fördern, sollten wir ihn reduzieren – für die Umwelt und zukünftige Generationen.

Nachhaltige Mobilität als Lösung

Die Zukunft liegt in nachhaltigen, vernetzten Verkehrssystemen: Öffentliche Verkehrsmittel, Velowege, E-Mobilität und intelligente Verkehrslenkungssysteme sind die Lösungen, die langfristig funktionieren. Gerade für das Oberbaselbiet, mit seinen vielen Pendlern, sind Investitionen in den öffentlichen Verkehr notwendig, etwa der Ausbau der trinationalen S-Bahn oder der Bau des Tiefbahnhofs.

Am 24. November wird über die Zukunft unserer Mobilität abgestimmt. Der Rheintunnel und andere Straßenprojekte stehen für das Mobilitätskonzept der Vergangenheit, das den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht gerecht wird. Mehr und breitere Straßen schaffen keine Lösungen, sondern mehr Probleme. Es ist an der Zeit, neue Ansätze zu verfolgen und klimafreundliche Infrastrukturen zu schaffen.

Die Zeit der Autobahnen ist vorbei – die Zukunft gehört modernen und nachhaltigen Verkehrssystemen.

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