Natürlich kennen wir im Oberbaselbiet das Dorf bestens. Die allermeisten Menschen wissen jedoch gar nicht, dass es den Ort Tecknau gibt, obwohl sie täglich durch ihn hindurchbrausen – auf dem Weg zur Arbeit, ins Wochenende oder in die Ferien. Auch ich sitze regelmässig vor dem Tunnelportal, wenn auch nicht als Hobbyfotografin, wie sie immer wieder am Tunneleingang anzutreffen sind, sondern auf dem Weg nach Bern. Jeden Tag brausen rund 320 Personenzüge und 100 Güterzüge den acht Kilometer langen zweiten Juradurchstich. 1916 fertiggestellt, war der Basistunnel die Ergänzung zum Läufelfinger Scheiteltunnel, der als Bergstrecke für die schweren Züge bereits um 1900 immer unattraktiver wurde. Wie vor 100 Jahren erfassen die SBB in der Region Basel auch jetzt wieder etwas Pioniergeist. Im Herbst wird der Basistunnel saniert und zeitgleich wird der Bahnhof Liestal fertig ausgebaut – der Kantonshauptort wird die Besuchenden mit einer ansprechenden Visitenkarte empfangen können. Dank des Ausbaus wird es 2025 auch möglich, den Viertelstundentakt auf der S-Bahnlinie 3 zwischen Basel und Liestal einzuführen.

Die Eisenbahn ist raumverbindend – in der Region Basel wird steht deshalb der Ausbau des trinationalen S-Bahn-Netzes mit dem Bahnknoten Basel und dem Herzstück im Vordergrund. Damit wird es möglich, die Baselbieter Täler mit dem Basler Stadtzentrum, dem Südelsass bis Mulhouse sowie den badischen Städten Weil und Lörrach in einem dichten Takt zu verknüpfen. Auch politisch braucht es immer wieder ein Tor nach Bern: Unsere breite regionale Allianz fürs Herzstück, die sich im Juni formiert hat, wird alles daransetzen, dass das Projekt nicht auf die lange Bank geschoben wird und mit dem Ausbau die Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs von der Schiene auf die Bahn vorangetrieben wird.

Bahnprojekte entstehen nicht von heute auf morgen. Man rechnet jeweils mit einer Planungs- und Realisierungsphase von 25 Jahren. Welche zukunftsweisenden Entwicklungen müssen also heute angegangen werden? Der Hauenstein-Tunnel, vor rund 120 beschlossen, stösst heute an seine Kapazitätsgrenzen. Das wurde schon 1987 geahnt, als ein dritter Juradurchstich in die Planung der «Bahn 2000» aufgenommen wurde und einen Tunnel zwischen Olten und Liestal durch den Wisenberg vorsah. Wie so vieles fiel auch diese Option dem Verteilkampf der Regionen zum Opfer und wurde vom Parlament 2019 nicht in den Ausbauschritt 2035 für die Eisenbahninfrastruktur aufgenommen. Dornröschens Schlaf dauerte 100 Jahre – sorgen wir nun dafür, dass dem Komitee «Pro Wisenberg», das vor 20 Jahren gegründet wurde nicht dasselbe Schicksal droht! Ich bin überzeugt: Nur mit einer zeitnahen Projektierung und Realisierung des dritten Juradurchstichs bleibt der Anschluss der Region Basel ans nationale und internationale Bahnnetz gewährleistet. Sorgen wir also dafür, dass das Ergolztal auch in Zukunft das Tor für die Wege in den Süden bildet. Mit dannzumal drei Tunneldörfern: Läufelfingen, Tecknau und Liestal.

Dieser Text erscheint in der Volksstimme als Carte Blanche 

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